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Stromspar-Checks sparen fast 4.000 Tonnen CO2 ein

05.03.2024

Der 5. März ist der internationale Tag des Energiesparens. Wie man Ressourcen im Haushalt spart, weiß wohl kaum jemand so gut wie die Stromspar-Checker (SSC) der Caritas, die seit zehn Jahren am Werk sind. Sie werden bei ihrer Arbeit von der Energieagentur Rems-Murr unterstützt.

Im vergangenen Jahrzehnt profitierten über 1.200 einkommensschwache Haushalte von den SSC-Hausbesuchen. Zeit für einen Gegencheck: Wer genau sind eigentlich diese Stromspar-Checker? 

Der Lebenslauf von Michael V. hat Ecken und Kanten: Der 50-Jährige arbeitete zunächst als Lagerist und später als Spezial- und Schwertransporteur bei einer Zeitarbeitsfirma. Dann wurde er arbeitslos und durchlief eine Schulung des Jobcenters. Durch das Projekt der Caritas fand er wieder zurück auf den Arbeitsmarkt. Bei einer Maßnahme im Tafelladen fragte ihn ein Stromspar-Checker, ob er sich vorstellen könne, Menschen beim Strom- und Wassersparen zu helfen. Das konnte er. Auch wenn das alles für ihn „komplettes Neuland“ war. „Ich habe viel gelernt, auch wie man mit den Leuten richtig umgeht. Die Arbeit macht mir Spaß“, berichtet er im Waiblinger Caritas-Zentrum strahlend. „Das sieht man auch an seinen Ergebnissen“, ergänzt Florentina Mimler von der Energieagentur Rems-Murr. Als Trainerin übernimmt sie die fachliche Prüfung aller Daten, die die Checker von ihren Besuchen in Haushalten, die soziale Leistungen beziehen oder ein niedriges Einkommen haben, mitbringen. „Trotz hoher Energiekosten und gestiegener Preise haben wir noch Kapazitäten, um unseren Service anzubieten“, berichtet Carsten Bühlweiler, lokaler Koordinator bei der Caritas für den Stromspar-Check. „Überraschend“, findet er angesichts steigender Strompreise. „Uns müsste doch die Bude eingerannt werden.“ Statt Boom gab es seit dem Start – dank stetiger Akquise etwa vor der Tafel, dem Jobcenter oder Mittagstischen – konstant Aufträge. 150 waren es beispielsweise im vergangenen Jahr. Anfang Oktober 2022 wurde der 1000. Check gefeiert.

Neue Job-Heimat bei der Caritas

Michael V. bezeichnet sich nach fast fünf Jahren SSC als „Allrounder“. Die Entwicklung des Oeffingers deckt sich mit Carsten Bühlweilers Erfahrung: „Egal, was für eine Qualifizierung jemand mitbringt, wenn man will, ist das die halbe Miete.“ Wer die Voraussetzungen des Jobcenters erfüllt und sich für eine Tätigkeit im Stromspar-Check interessiert, schreibt an die Caritas eine Bewerbung, erhält ein Vorstellungsgespräch und kann auf Wunsch auch ein einwöchiges Praktikum absolvieren – der Weg zum Job ist relativ klassisch.

Erkannt werden die Stromspar-Checker an ihrer Arbeitskleidung, den roten Taschen, samt „Soforthilfen“ wie Kühlschrankthermometer oder LED-Lampen und dies an 39 Stunden pro Woche. Sie sind mit dem ÖPNV aber auch mit den caritaseigenen E-Bikes oder dem Auto im ganzen Rems-Murr-Kreis unterwegs. Für manch einen bedeutet die Arbeitsstelle auch (wieder) mehr Fahrpraxis. So zum Beispiel für Margit K. und Nadine D.. Erstere arbeitete zuvor als Raumausstatterin und Verkäuferin im Einzelhandel. Vor neun Jahren war sie schon einmal Checkerin – musste ihre Arbeit jedoch krankheitsbedingt niederlegen. Vor ein paar Monaten holte Carsten Bühlweiler sie erneut ins Team.

Jährlich bis zu 200 Euro pro Haushalt einsparen

Energieabrechnungen, die man auswerten könnte, fehlen in manchen Haushalten gänzlich. Umso mehr müssen die Checker dann mit dem Energiekostenmessgerät nachmessen und durch Befragen herausfinden: Wie viel Strom verbraucht der Kühlschrank? Wie alt ist das Gerät? Wie häufig laufen Kaffee- und Waschmaschine? Wie oft und wie lang wird geduscht? All die vielen kleinen, elektronischen Helferlein und ihre Nutzungsdauer und -häufigkeit sind relevant. „Wir sind sehr auf die Angaben der Haushalte angewiesen. Je mehr Zahlen wir haben, desto aussagekräftiger ist das Ganze“, sagt Energieexpertin Florentina Mimler. „Wir wollen für das Thema sensibilisieren. Sparen soll einladend sein“, betont der lokale Koordinator Carsten Bühlweiler. „Wer am Strom spart, kann mehr für Lebensmittel ausgeben oder für seine Mobilität.“ Und selbst wenn das Jobcenter die Nebenkosten in angemessener Höhe übernimmt, profitiert zumindest das Klima. Durch die zwei Hausbesuche und vor allem durch die Auswertungen, sollen die Menschen ein Gefühl dafür bekommen, was sie verbrauchen und was es kostet. Stichprobenartig schaut man ein Jahr später, ob die Soforthilfen und die Beratung einen Effekt auf das Verhalten und damit den Verbrauch hatten – das Angebot selbst ist völlig kostenfrei. Durchschnittlich können die Energiekosten eines Haushaltes laut Caritas um rund 200 Euro pro Jahr gesenkt werden. Zu sparen gibt es seit Oktober 2023 noch mehr. Seitdem werden Wärmechecks durchgeführt. 70 bisher. Zusätzlich zur Wärmeberatung werden „Wärmesofthilfen“ wie Sparclips für die Thermostatventile ausgegeben.

Über die Jahre gewann der Zugang zu den unterschiedlichen Kulturen beim SSC an großer Bedeutung. Da kommt Viktor K. ins Spiel, der fünfte im Bunde. Der aus Kasachstan stammende Mann fungiert immer wieder als Dolmetscher. Noch dazu ist er derjenige, der die Soforthilfen organisiert. Auch Florentina Mimler findet nur gute Worte für die Gruppe: „Wenn jemand ausfällt, spürt man das nicht. Die Qualität der Checks stimmt trotzdem. Sie halten zusammen.“

Vollblut Stromspar-Checker

Gedankenlos das Licht anlassen oder das Wasser laufen lassen, das passiert den Mitarbeitenden des Stromspar-Checks nicht mehr. „Du und dein Stromspar-Check“, bekommen sie zu Hause des Öfteren zu hören. Um der Umwelt zu helfen, sollen so viele Menschen wie möglich für dieses Thema sensibilisiert werden. Daher ist auch Carsten Bühlweilers Wunsch für den SCC verständlich: „Ich möchte, dass wir im Geschäft versaufen“, sagt er und hat die Lacher seiner Mitstreitenden sicher.

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